Sind Fernbusse die bessere Mitfahrgelegenheit? Fernbus, Mitfahrzentrale und Bahn im Vergleich
Der große Verkehrsmittelvergleich 2013 von Fernbusse.de analysiert anhand von 20 ausgewählten Städteverbindungen das Preis-Leistungsverhältnis von Fernbussen, Mitfahrangeboten und der Deutschen Bahn. Überraschender Sieger beim Preisvergleich ist der Fernbus, mit dem man – dank Spartickets – tatsächlich günstiger reisen kann als mit den Angeboten der Mitfahrzentralen. Bei der Fahrtzeit dagegen hat meist die teure Bahn die Nase vorn. Für welches Verkehrsmittel man sich dann letztendlich entscheidet hängt aber auch von den persönlichen Bedürfnissen ab.
Update: Verkehrsmittelvergleich 2014
– Fernbusse werden schneller und günstiger
– Preise bei Bahn und Mitfahrgelegenheit sinken
– Verbraucher profitieren auch von
—Sonderaktionen wie Bahn Spezial
Alle Ergebnisse: Verkehrsmittelvergleich 2014Lange war die Mitfahrgelegenheit in Deutschland die einzige günstige Alternative zur Deutschen Bahn. Mit der Öffnung des Fernbusmarktes zu Beginn des Jahres steht Reisenden nun eine neue interessante Möglichkeit zur Verfügung, um kostengünstig von Stadt zu Stadt zu ge-
langen. Zu Beginn der Marktöffnung gab es nur ausge-
wählte Busverbindungen, aber in den letzten Monaten wurde das deutsche Fernbusnetz massiv ausgebaut. So fahren die Anbieter im August 2013 insgesamt 3.742 wöchentliche Fahrtenpaare, also Hin- und Rückfahrt zwischen zwei Zielen, wie aus einer Erhebung des Wirtschaftsforschungsinstituts Iges hervorgeht. Den Reisenden stehen damit Fernbushaltestellen in mehr als 400 Städten zur Verfügung. Im Vergleich zum Netz der Bahn mit mehr als 5.000 Bahnhöfen und Haltestellen erst ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber dennoch oft eine günstige Alternative. Früher gab es für Leute, die sich die Bahn nicht leisten konnten oder wollten lediglich Mitfahrvermittlungen wie mitfahrgelegenheit.de, blablacar.de oder mitfahrzentrale.de als Ausweichmöglichkeit. Auf den Seiten werden PKW-Fahrer mit Reisewilligen zusammengeführt. Gemeinsam organisieren die Teilnehmer dann ihre Fahrt. Den Preis legt der Fahrtanbieter fest – meist gemessen an den Durchschnittspreisen auf den Online-Portalen und den tatsächlichen Benzinkosten. Im Gegensatz zu Bahn und Fernbus kann diese Reiseart vor allem mit hoher Flexibilität hinsichtlich Abfahrtszeiten, Haltestellen und Routen sowie der Möglichkeit auch ab und in kleinere Städte zu reisen punkten. Auch der Preis kann sich sehen lassen. Die günstigen Mitfahrangebote liegen oft nur bei der Hälfte der Sparpreise der Bahn. Die Redaktion von Fernbusse.de stellte sich nun die Frage, wie konkurrenzfähig der Fernbus ist, was die Vor- und Nachteile von Bahn, Mitfahrzentralen und Bussen sind.
Preisvergleich: Wie teuer sind die Verkehrsmittel?
Zur Analyse wurden 20 ausgewählte Städteverbindungen herangezogen und jeweils die günstigsten und die teuersten Preise der drei Verkehrsmittel ermittelt sowie die Fahrtzeiten gegenübergestellt. Wenig überraschend schnitt die Bahn dabei als teuerster Anbieter ab, die Fernbusse konnten sich dagegen deutlich gegen die Mitfahrangebote behaupten und lagen mit ihren Frühbucherpreisen teils erheblich unter den Kosten Durchschnittliche Kilometerpreise:
Fernbus: 5,7 Cent/km
Mitfahrgelegenheit: 6,5 Cent/km
Bahn: 14,4 Cent/km für eine Mitreise im privaten PKW. Besonders günstig ist zum Beispiel eine einfache Fahrt von München nach Frankfurt. Sie kostet bei der Bahn im Spartarif 59 Euro, bei Mitfahrgelegenheiten mindestens 15 Euro und im Fernbus von city2city mit Frühbucherrabat 8 Euro. Aber auch wenn man die durchschnittlichen Preise für die Route vergleicht, liegt der Fernbus mit 16,35 Euro gegenüber der Mitfahrvermittlung mit 26 Euro und der DB mit 62 Euro klar in Führung. Nimmt man eine verhältnismäßig teure Verbindung sind die Unterschiede vorhanden, aber weniger deutlich. Von Berlin nach Köln schlägt der Fernbus im günstigsten Tarif von MeinFernbus mit 22 Euro das Mitfahrangebot von 29 Euro. Die selbe Verbindung kostet bei der Bahn im Sparangebot immer noch 59 Euro – im teuren Tarif sogar 99. Betrachtet man die durchschnittlichen Preise schlägt dagegen die Mitfahrvermittlung mit 34,50 Euro knapp die Fernbusse mit 35 Euro, was auf den verhältnismäßig teuren Höchstpreis von 48 Euro auf dieser Strecke zurückzuführen ist. In einem nächsten Schritt haben wir aus allen 20 Beispielverbindungen und den dazugehörigen mittleren Preisen den durchschnittlichen Kilometerpreis errechnet. Auch hier liegen die Fernbusse mit 5,7 Cent pro Kilometer an der Spitze, gefolgt von Mitfahrzentralen mit 6,5 Cent und schließlich der Bahn mit durchschnittlich 14,4 Cent für einen gefahrenen Kilometer.
Zeitvergleich: Wie ist man am schnellsten unterwegs?
Betrachtet man nun aber die kürzesten Fahrtzeiten zeigt sich ein anderes Bild. Gegenüber der Reise auf der Straße liegt hier meist die Fahrt auf der Schiene vorne. So gelangt man innerhalb von einer Stunde und 40 Minuten von Berlin nach Hamburg mit der Bahn. Mit dem PKW sind es fast drei Stunden und mit dem Berlin Linien Bus schon dreieinhalb. Allerdings hat auch die Bahn bei der Zeit nicht immer die Nase vorn. Auf der Strecke Fernbusse sind nicht die Schnellsten – die Bahn kann es auch doppelt so schnell mit durchschnittlich bis zu 175 km/h! von Leipzig nach München ist man mehr als viereinhalb Stunden auf dem Schienenweg unterwegs. Mit der Mitfahrzentrale aber im Schnitt nur knapp vier Stunden. Geschlagen geben müssen sich hier erneut die Fernbusse mit sechs Stunden und 15 Minuten. Angemerkt sei hier aber auch, dass die MeinFernbus-Linie Zwischenstopps auf der Route einlegt und so nicht direkt verkehrt. Nicht auf allen Strecken driften die Fahrtzeiten derart weit auseinander. So bringt der Fernbus seine Kunden in gut zweieinhalb Stunden von Dresden nach Berlin, der PKW in knapp zwei Stunden, während die Bahn zwei Stunden und zehn Minuten benötigt. Dennoch bleibt die Bahn bei der Reisedauer der Sieger – wenn denn alles gut geht. Denn Verspätungen und Zugausfälle sind keine Seltenheit, wie zahlreiche Medienberichte belegen. Aber auch auf Deutschlands Straßen gehören Stauungen und Umleitungen zum Alltag und davon sind auch Fernbusse und PKWs betroffen. Die kleine Reisegruppe im Auto kann allerdings vom Kurs abweichen, um Verkehrsbeeinträchtigungen zu umfahren, die im Linienverkehr organisierten Fernbusse können das meist nicht. Ein Grund für die guten Zeiten bei der Bahn ist die meist höhere Geschwindigkeit. Während die Fernbusse im Schnitt mit 78 km/h und die Autos der Fahrgemeinschaften durchschnittlich mit 106 km/h unterwegs sind, bringt es der Schienenverkehr im Mittel auf 116 km/h mit Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 170 km/h, zum Beispiel auf der Strecke Frankfurt-Köln.
Fliegen ist nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Alternative
Der Vollständigkeit wegen haben wir auch in die Flugpläne an deutschen Flughäfen geschaut und die 20 Beispielverbindungen nach der selben Methodik wie die anderen Verkehrsmittel gesucht. Wie vermutet, sind die Preise nicht wirklich konkurrenzfähig. So kostet der Flug von Berlin nach Frankfurt beim billigsten Anbieter Airberlin 158 Euro, gegenüber durchschnittlich 26 Euro im Bus oder 33,50 im PKW und 84 Euro in der Bahn. Die Fliegen ist bei großen Distanzen mit Hin- und Rückflugticket – wenn früh gebucht – eine sinnvolle Alternative zur Bahn.kürzeste Fahrtzeit bietet die Bahn mit knapp fünf Stunden. Hier kann zunächst der Flieger mit einer Flugzeit von einer Stunde und zehn Minuten punkten, rechnet man jedoch die benötigte Zeit für Check-in und Check-out hinzu, ist man schon bei über drei Stunden. Und schließlich sollte man auch berücksichtigen, dass man noch zum meist außerhalb der Stadt gelegenen Flughafen gelangen muss und dann wieder zurück. Auf der Strecke Hamburg-Frankfurt zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Lufthansa lässt sich den Flug 170 Euro kosten, während die selbe Verbindung auf der Straße oder auf der Schiene für zwischen 15 und 99 Euro gebucht werden kann – auch hier bleibt das Flugzeug ziemlich unattraktiv. Allerdings wurden bei diesem Vergleich lediglich einfache Städteverbindungen berücksichtigt. Betrachtet man dagegen Hin- und Rückflugangebote und bucht mehr als sechs Wochen im Voraus, stehen kostengünstige Angebote zur Verfügung, die durchaus konkurrenzfähig sind zu den Preisen der Bahn. Allerdings zeigt sich dieser Vorteil in der Regel erst bei Strecken, für die man auf den Schienen mehr als vier Stunden benötigt. Daneben sollte man auch die Anbindung des Flughafens an die jeweilige Stadt genauer berücksichtigen. So gelangt man in Hamburg oder Düsseldorf sehr schnell vom Flughafen in die Stadt – in München dagegen muss man etwa eine Stunde für die Fahrt einrechnen.
Das beste Verkehrsmittel für Ihre Bedürfnisse
Nach Analyse der Daten zeigt unser Verkehrsmittelvergleich beim Preis einen geringen Vorsprung der Fernbusse gegenüber der Mitfahrzentrale und die Bahn deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz, obwohl Sparpreise in der Analyse berücksichtigt wurden. Für den Mehrpreis bekommen Reisende allerdings auch zum Teil die Hälfte der Fahrzeit geschenkt gegenüber dem Bus. Anzumerken ist hier noch, dass mit der BahnCard25 alle Preise um 25 Prozent reduziert werden können und sich für Vielfahrer und Pendler die BahnCard50 und Abonnements anbieten. Für gelegentliche Städtereisen dagegen sind Fernbus und Mitfahrangebote – auch mit meist längeren Fahrtzeiten – eine preisgünstige Alternative. Die Vor- und Nachteile liegen dabei im Detail.
Fernbusse sind, wie auch die Bahn, im Linienverkehr organisiert. Damit finden die Fahrten verlässlich statt und verkehren über feste Bushaltestellen. Bei der Mitreise im privaten PKW ist man deutlich flexibler unterwegs – meist kann man bei der Organisation der Reise mit dem Fahrer auch die genaue Startzeit, den Abfahrtsort und die Haltestelle individuell verhandeln. So ist eine Fahrt von oder bis zur Haustür möglich, was sich gerade beim Was darfs’s sein – Schnell wie die Bahn, günstig wie der Fernbus oder flexibel wie die Mitfahrgelegenheit?Transport größerer Gepäckstücke als Vorteil erweisen kann. Ein weiterer Pluspunkt der Mitfahrangebote ist die große Vielfalt an Zielen und Abfahrtsorten – zwar werden auch hier mehrheitlich Verbindungen in größere Städte angeboten – aber eben auch Fahrten von und nach Orten, die noch nicht per Fernbus erreichbar sind oder aus Rentabilitätsgründen wohl auch nicht an das Fernbusnetz angebunden werden. Daneben sprechen auch die kürzeren Fahrzeiten für die Reise mit dem PKW. Geht es schließlich um das Thema Privatsphäre hängt die Präferierung von den individuellen Vorlieben ab. So ist im Fernbus eine anonyme Reise möglich, während man bei der Fahrgemeinschaft mit ein oder mehreren fremden Personen in einem Wagen sitzt und meist nicht umhin kommt, mit diesen ins Gespräch zu kommen. Aber auch das kann lohnenswert und interessant sein – so hat sich das Online-Portal blablacar.de darauf spezialisiert Menschen mit ähnlichen Interessen auf ihren Fahrten zusammen zu führen. Der Komfort ist bei den Mitfahrangeboten von Fahrer und Fahrzeugtyp abhängig. Beim Fernbus dagegen gehören bei den meisten Anbietern bequeme Sitze, große Beinfreiheit und Sonderleistungen wie kostenloses WLAN sowie Snack- und Getränkeverkauf zum Standard. Im Bus, wie im PKW hat man eine Sitzplatzgarantie – eine Leistung die die Bahn seinen Kunden nicht gewährt – und auch WLAN ist bisher nur in wenigen Zügen verfügbar. Bei der Buchung schließlich erhält man die günstigsten Preise für den Fernbus, wenn man sein Ticket möglichst früh erwirbt. Bei den Mitfahrzentralen sinken meist die Preise, rückt der Reisetermin näher. Allerdings ist die Organisation der Fahrt ungleich aufwendiger – während man ein Fernbus-Ticket mit einem Klick online bestellen kann, muss die Mitfahrt im Auto mit dem Fahrer persönlich abgesprochen werden. Welches Verkehrsmittel letztendlich gewählt wird, hängt von den individuellen Wünschen ab, soll es schnell sein wie die Bahn, günstig wie der Fernbus oder flexibel wie das Mitfahrangebot? (AO)
Hier finden Sie die Einzelgrafiken zu allen Erhebungen im Verkehrsmittelvergleich.
Methodik der Analyse:
Die Erhebung der Daten wurde am 28. August 2013 für Reisen vom 14. bis 17. September 2013 vorgenommen. Berücksichtigt wurden die Fernbus-Anbieter Berlin Linien Bus, city2city, DeinBus.de, Eurolines, FlixBus und MeinFernbus. Bei den Mitfahrmöglichkeiten wurden die Angebote bei mitfahrgelegenheit.de, mitfahrzentrale.de und blablacar.de ermittelt. Für die Deutsche Bahn wurde auf deren Homepage recherchiert. Bei der Bahn wurden stets die kürzesten Verbindungen und wenn möglich Direktverbindungen gewählt. Waren mehr als zehn Züge am Tag zum Spartarif verfügbar, wurden die Normalpreise nicht berücksichtigt – es fanden sich auf allen Routen mehrheitlich Verbindungen, die zum Sparpreis gebucht werden konnten. Bei den Mitfahrangeboten wurden unrealistisch hohe Angebote nicht berücksichtigt. Bei den Fernbussen wurden bei gleichen Preisen jeweils die schnelleren Anbieter gewählt. Für viele Strecken die von FlixBus zum Supersparpreis von 5 Euro angeboten werden, sind auch Angebote von Berlin Linien Bus, city2city und MeinFernbus zwischen 8 und 9 Euro verfügbar.
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